Eine Gemeinschaft lebt füreinander

Begegnungsnachmittag für trauernde Angehörige in der Talvogtei

„Eine Gemeinde lebt miteinander. Eine Gemeinschaft lebt füreinander.“ So machte Sabine Beck vom Vorstand der Bürgerstiftung bei ihrer Begrüßung deutlich, warum Bürgerstiftung, beide Kirchen und die politische Gemeinde bereits zum fünften Mal zu einem Begegnungsnachmittag für trauernde Angehörige in die Große Stube der Talvogtei eingeladen hatten. „Sie haben im vergangenen Jahr alle einen schweren Schicksalsschlag verkraften müssen“, so Beck, „und einen lieben Menschen an Ihrer Seite verloren.“

Bürgermeister Andreas Hall, vom Tod seines Vaters aktuell selbst betroffen, war dankbar, dass der Einladung so viele Trauernde wie bisher noch nie gefolgt waren – von 56 eingeladenen kamen 30: „Dieser Nachmittag soll ein Impuls sein, wieder am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen und gemeinsam mit anderen den Weg in die Gesellschaft zurück zu finden.“ Er dankte besonders den Schülern der Zarduna-Schule, dass sie sich auch diesmal wieder liebevoll um die Bewirtung der Gäste kümmerten.

Miral Al Mlaka, eine Achtzehnjährige aus Syrien, erfreute alle in der Großen Stube mit drei Musikstücken auf dem Klavier. Sie war 2014 mit ihren Eltern als Flüchtling nach Kirchzarten gekommen. Ihr Vater arbeitet in Freiburg, die Mutter macht eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Miral besucht erfolgreich das Marie-Curie-Gymnasium und steht kurz vor dem Abitur. Sie möchte dann gerne Medizin studieren. Die Bürgerstiftung hat sie bei der Finanzierung des Klavierunterrichts und der Keyboardanschaffung unterstützt. Ihr Musizieren beim Begegnungsnachmittag verstand Miral als kleines Dankeschön dafür.

Geschichtliches über die Kirchzartener Schule erzählte gerne Gemeinde-Archivar Dagleff Jahnke: „Die Schulgeschichte Kirchzartens beginnt 1629, als erstmals Aufwendungen für einen Lehrer verzeichnet wurden. Der erste Schulraum befand sich in der Gemeindestube, die 1807 beim großen Brand Opfer der Flammen wurde. Das erste Schulhaus war im nördlichen Teil des heutigen Alten Rathauses – Schul- und Rathaus gleichermaßen.“ Durch die lange Schulhausgeschichte habe sich bis zur endgültigen Fertigstellung des Schulzentrums 1978 die Platznot als durchgängiges Problem gezogen. Die jetzige Grundschule sei im September 1913 am damaligen Ortsrand fertiggestellt worden, ihr Erweiterungsbau kam im Mai 1960 hinzu. „Bis in die 1950er Jahre befand sich in der Schule auch das öffentliche Kirchzartener Volksbad, wo alle Volksschichten die Möglichkeit zu regelmäßiger Körperpflege bekamen“, staunte selbst Jahnke. Manche der Gäste in der Großen Stube ergänzten seine Erzählungen mit eigenen Erinnerungen.

Die trauernden Angehörigen saßen noch lange zu intensiven Gesprächen zusammen. Einige tauschten für weitere private Treffen gar ihre Adressen aus. Über zwei Dankesworte freuten sich die Veranstalter besonders: „Ihre Einladung hat mich sehr berührt, die Anteilnahme und das Hilfsangebot zur Begegnung empfinde ich als besonders wertschätzend.“ Und eine andere Stimme ergänzte: „Schön, dass in unserer schnelllebigen Zeit Gemeinde, Kirchen und die Bürgerstiftung dieses soziale Engagement aufbringen.“

Text und Fotos: Gerd Lück